Neben den Booten aus Großbritannien und Rumänien galten besonders die Niederländerinnen und die Russinnen als ernsthafte Konkurrentinnen um eine EM-Medaille. Im Vorlauf am Freitag erwischte die deutsche Mannschaft dann gleich ein „Hammerlos“. Denn dort warteten mit den Rumäninnen die Europameisterinnen aus 2014, sowie mit den Niederländerinnen (Bronze Olympische Spiele 2012) zwei knallharte Gegner. Auf der 2000 m langen Strecke vor den Toren Posens hielt das deutsche Boot lange gut mit und führte bis Streckenhälfte das Rennen sogar an, verloren dann aber in der zweiten Streckenhälfte ein wenig die Konzentration, so dass am Ende Platz 3 nicht für die direkte Finalqualifikation reichte. Am Samstag ging es daher in den Hoffnungslauf, in dem sich die ersten vier Boote für das Finale qualifizieren konnten. Trotz einer nicht ganz optimalen Startphase kam das deutsche Boot über die zweite Streckenhälfte richtig gut ins Rennen und konnte Druck auf die Britinnen und Rumäninnen ausüben. Am Ende reichte es in einem regelrechten Fotofinish zu Platz drei, die Finalqualifikation wurde jedoch deutlich geschafft.
Vorsichtig optimistisch zeigte sich Charlotte Reinhardt nach dem Hoffnungslauf: „Wenn wir die guten ersten 1000 m aus dem Vorlauf mit den guten zweiten 1000 m aus dem Hoffnungslauf für das Finale zusammenbekommen, so könnte es für eine Medaille reichen.“ Dieses Vorhaben ging am Sonntag im A-Finale leider nicht ganz auf. Die deutschen Frauen verpassten einen guten Start ins Rennen. Die schon im Vorlauf glänzenden Russinnen zeigten erneut ihr ganzes Können und ruderten bereits auf den ersten 500 m eine Länge vor dem Feld her. Einen Vorsprung, den sie sich bis zum Ende nicht nehmen lassen wollten. Dahinter waren die Platzierungen lange offen. Die Niederländerinnen, die Britinnen und die Rumäninnen lieferten sich lange einen Kampf um die Silber- und Bronzemedaillen, den dann ein technischer Fehler der Britinnen entschied. Silber für die Niederlande, Bronze für Rumänien. Das deutsche Boot mit Charlotte Reinhardt kämpfte und sicherte sich mit einem starken Schlussspurt noch Rang vier, vor den Britinnen.
Dennoch dürfte dieses Wochenende für Bundestrainer Affeldt kein verlorenes Wochenende gewesen sein. Zwar fahren die neun Damen und der Trainer ohne Medaille nach Hause, aber mit der Erkenntnis, dass man im Vergleich zum Vorjahr näher an die direkten Konkurrenten rangekommen ist. Ziel bliebt es weiterhin, bei den Weltmeisterschaften im August die direkte Qualifikation für Olympia zu erreichen. Hierfür bleiben noch einige Wochen der Vorbereitung, die intensiv genutzt werden dürften. Denn im Juni steht mit dem nächsten Weltcup in Varese gleich die nächste große Aufgabe an. Dann kommen auch die Mannschaften aus den USA, Kanada, Australien, China und Neuseeland hinzu.