Volksbank Lembeck-Rhade eG
Ruderverein Dorsten 1976 e.V.

Im Mutterland des Rudersports – Dorstener U23 Ruderer starteten bei der Royal Henley Regatta

Seit 1839 findet am ersten Juliwochenende vor den Toren Londons die Henley Royal Regatta auf der Themse bei Henley up on Thames statt. Damit ist diese Regatta älter, als alle nationalen und internationalen Ruderverbände und besitzt ihr eigenes Reglement und eine Tradition, die von den 60 Stewards (alles ehemalige Leistungsruderer oder verdiente Funktionäre) penibel überwacht wird. Aus dem Bundesleistungszentrum Dortmund wurden auch in diesem Jahr U23 Ruderer in den Intermediate Events der Henley Regatta gemeldet. So startete Lukas Müller, Juniorenweltmeister von 2011, zusammen mit Richard Bensmann, Maximilian Wagner (beide Münster) und Janek Schirrmacher (Siegburg) im Vierer ohne Steuermann um den altehrwürdigen Visitors Cup. Benedikt Müller startet im Stützpunktachter in den Rennen um die Ladies Challenge Plate, einem Pokal der seit 1845 ausgefahren wird. Zusammen mit RVD Coach Sebastian Schmelzer machten sich die Mannschaften bereits am Mittwochmorgen mit zwei Kleinbussen auf den Weg nach England, um vor den am Donnerstag stattfindenden Vorläufen noch auf der strömungsanfälligen Themse zu rudern und sich erste Eindrücke von der Strecke zu machen. Weiter gehts im Langtext...

Nach gut 15 stündiger Anreise wurde Henley auch am späten Abend erreicht. Allerdings fehlten zunächst die Boote. Diese erreichten Henley erst gegen Mitternacht. Grund für die lange Anreise waren Streiks des Hafenpersonals in Calais, so dass die Fährgesellschaften die Überfahrten ausschließlich über Dünkirchen abwickelten. Zeit für das Training blieb den Mannschaften somit dann nur am frühen Donnerstagmorgen.

Für den U23 Vierer im Visitors Cup wurde es dann erstmals am Donnerstagabend ernst. Bei guten klimatischen Bedingungen aber immer wieder auffrischendem Seitenwind startete die junge Crew mit dem Henley erfahrenen Schlagmann, Lukas Müller (Teilnehmer bereits in 2012), auf die 2112 m lange Traditionsstrecke. Zehntausende Zuschauer erlebten im KO-Rennen gegen die Havard University dann ein packendes Rennen. Nach gutem Start und einer knappen Führung machte die Strömung dem deutschen Vierer auf der landabgekehrten Bahn zu schaffen. Es kam zur Kollision mit den Amerikanern und zum Rennabbruch. Nach dem Neustart das gleiche Bild. Deutschland vorne, die Havardstudenten, die den Cup bereits in den vergangenen beiden Jahren gewannen, hinterher. Bis zur Streckenhälfte machte die Crew um den Dorstener Schlagmann das Rennen, dann schlugen die erfahrenen Amerikaner zu, setzten mit Spurts das deutsche Nachwuchsboot unter Druck und fuhren eine gute ¼ Meile vor Schluss endgültig vorbei. Großer Applaus für ein tolles Rennen, die zweitschnellste Vorlaufzeit und dennoch das Aus im Vorlauf. Das sind eben die Henley Regeln. Die Enttäuschung bei der deutschen Mannschaft hielt sich in Grenzen. „Der amerikanische Trainer sagte mir, dass man Henley nicht beim ersten Mal gewinnt und wir eine tolle Mannschaft hätten. Wir wollen wiederkommen, sind jetzt vom Henleyfieber gepackt“, kommentierte Bootstrainer Sebastian Schmelzer das Rennen. Harvard University scheitere im Halbfinale an Sydney. Diese unterlagen im Finale der University of California aus Berkley.

Pech hatte Benedikt Müller mit dem Achter in Rennen um die Ladies Challenge Plate im Vorlauf am Freitag. Nach gutem Start gegen die Yale University aus den USA hatte das Boot ebenfalls mit der Strömung auf der 24 m breiten Strecke zu tun. Gleichauf mit den Amerikanern gestaltete das deutsche Boot einen vielversprechenden Renneingang auf den ersten 250 m. Doch dann passierte es: Ein Steuerfehler des noch jungen Hamburger Steuermanns bedeutete das Ende aller Ambitionen. Nach einer Berührung der Riemen mit dem Backbordufer, fiel das deutsche Boot weit zurück und Yale zog ohne Mühe ins Finale ein. Die Yale University war als Favorit in den Wettbewerb gestartet und gewann diesen auch am Sonntag.

Für die drei Dorstener begann ab Freitag dann die „zweite Halbzeit“ und das Leben als Regattatouristen. Langeweile kam jedoch nicht auf. Zum einen bot das Renngeschehen weiterhin packende KO-Duelle, auch mit deutschen Booten. Zum anderen war das Drumherum bei dieser Veranstaltung nicht weniger interessant.

Auf der gesamten Streckenlänge reihten sich bei Kaiserwetter Menschen an Menschen, Verkaufsbuden und Imbissstände. Traditionsgemäß wurde nach bester britischer Art am Wasser gepicknickt und Fahrzeuge und Boote aus vergangenen Epochen wurden stolz auf und neben dem Wasser präsentiert. Auch der Etikette einer britischen Sportveranstaltung, die vorzugsweise um die „Upper-Class“ wirbt, wurde von den Sportlern und Trainern gelebt. Abseits der Bootsplätze gehörten Anzug, Blaser und Krawatte für die Herren, oder mehr oder weniger knielange Sommerkleider für die gut behüteten Damen zur Selbstverständlichkeit. „Das ist schon gewöhnungsbedürftig, aber es gehört dazu“ urteilten die Müller-Brüder die ungewohnte Kleiderordnung.

Highlights neben der Strecke waren die Einladung in das Stewards Enclosure und die Führung durch den Leander Rowing Club. Das Stewards Enclosure ist den Stewards und deren Gästen vorbehalten. Tickets sind käuflich nicht erhältlich. Hier trifft sich die britische Gesellschaft, die Elite des Rudersports und auch Mitglieder der königlichen Familie gehören zu den Besuchern.

Der Lender Rowing Club ist der erfolgreichste Verein der Welt. Mehr als 35 Athleten repräsentieren die pinken Clubfarben derzeit in der britischen Rudermannschaft, die als die erfolgreichste der Welt gilt. Der 1818 gegründete Verein hat weltweit mehr als 3600 Mitglieder und gilt als das Aushängeschild des britischen Rudersports. Hier konnten die Dorstener Besucher sich einen Eindruck von den Erfolgen des Vereins machen und kamen aus dem Staunen so schnell nicht mehr heraus. „Bislang gewann dieser Club 111 olympische Medaillen. Hier gibt es für die Sportler von allem nur das Beste. So etwas habe ich noch nicht gesehen“, beschrieb Sebastian Schmelzer seine Eindrücke.

Am Sonntag fanden dann die abschließenden Finalrennen statt, die für die U23 Ruderer aus Dorsten selbstverständlich angeschaut wurden, bevor es gegen Nachmittag auf die lange Heimreise ging. Am frühen Montagmorgen kehrte die Reisegruppe Henley an den Stützpunkt in Dortmund zurück. Müde, aber mit jeder Menge wunderbarer Erfahrungen und Erlebnissen in Gepäck. Und dem Traum, irgendwann einmal einen dieser Pokale in die Luft stemmen zu können. Für Dorsten, für Deutschland oder egal wen. Hauptsache Henley…

Bericht: Sebastian Schmelzer

Ergebnisse unter: www.hrrr.co.uk

08.07.2015

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